Auf dem Hof von Dirk Römpage in Dalberg haben mehr als 80 Schafe der seltenen Rasse „Ile de france“ ein schönes Leben
Dalberg
Schäferhut und -stab sucht man bei Dirk Römpage vergebens. Auch Lieder singend ist er noch nie über die Wiese geschlendert. Der Dalberger Schafzüchter ist eher hastig unterwegs, mit Basecap und in praktischer, grüner Arbeitskleidung. „Ich bin nicht der Schäfer Heinrich von Bauer sucht Frau“, sagt er etwas erbost. Denn dieser „komische Kerl aus dem Fernsehen“, wie Römpage ihn nennt, habe seinen Berufsstand verunglimpft. Denn das wahre Leben sieht bei Dirk Römpage ganz anders aus.
Er führt seine Schafzucht im Nebenerwerb. Den Lebensunterhalt verdient sich der 52-Jährige als Melker bei der Agrargenossenschaft Brüsewitz. Der Wecker klingelt morgens um halb zwei. Eine Stunde später beginnt er seinen Dienst im Stall. Mittags ist Feierabend. „Dann hau’ ich mich aufs Ohr und spätestens um vier bin ich bei den Tieren“, erzählt der Dalberger. Mehr als 80 Mäuler hat er dann zu stopfen: 50 Mutterschafe in der Zucht und 28 in der Mast nennt er sein Eigen sowie Dutzende Lämmer. Viele von ihnen sind erst wenige Wochen alt. „Es kommen immer noch welche dazu, da kann ich jetzt gar keine genaue Zahl nennen“, sagt er und steigt über das Gatter in die blökende Herde. Nach ein paar Minuten werden Schafe ruhig. „Sie merken, dass es jetzt noch nichts zu fressen gibt. Meine Hände sind leer“, sagt Römpage und wedelt sie in der Luft. So dumm sind sie also nicht, seine wolligen Vierbeiner? Der Tierwirt lacht.
Wo wir schon bei den Redewendungen sind: Was ist denn nun das Osterlamm? „Mittlerweile gibt es viele, die meinen, es wäre das kleine Lamm, das an den Osterfeiertagen geboren wird“, sagt Römpage. Traditionell ist es aber das Oster-Opfertier. Die Lämmer, die heute zu Ostern bei manchen Familien als Braten auf dem Teller landen, seien etwa vier Monate alt. „Dann hat so ein Tier um die 45 Kilo und unterm Strich sind das am Haken zwischen 16 und 23 Kilogramm Fleisch. Selbst lässt er seine Mast-Lämmer aber erst nach sechs bis sieben Monaten schlachten. „Sie bekommen ganz normales Futter und verfetten nicht. Das liegt an der Rasse Ile de france“, erklärt der Schafzüchter. Anfang der 1990er-Jahre habe er sich bewusst für diese mittlerweile sehr seltene Rasse entschieden. Denn nun sei er der Einzige in Mecklenburg-Vorpommern, der Ile de france züchtet.
Auf die Frage, wie viel Zeit er täglich für seine Schafherde aufbringt, antwortet Römpage prompt und knapp: „Zu wenig.“ Doch der Tag habe nur 24 Stunden und ein bisschen müsse er für Schlaf abzweigen, sagt er mit einem schelmischen Grinsen. Denn sobald die Temperaturen steigen, steht für den Dalberger auch noch die Arbeit auf dem Feld und den Wiesen an. 15 Hektar Ackerland gilt es jedes Frühjahr zu bestellen: Hafer, Weizen, Bohnen und Mais. Hinzu kommt die Mahd fürs Heu. Und auch allein beim Füttern bleibt es nicht. „Ich schere meine Herde selbst, mache das aber auch noch bei anderen“, erzählt er. Seine Wolle liefert Römpage nach Husum. „Dort kommt sie in den Container, wird nach China verschifft und letztlich zu Dämmmaterial für die Autoindustrie“, meint der Schafzüchter.
Seine besten Böcke preist Römpage regelmäßig auf Auktionen an. Und auch für die Zucht sind viele Kontrollen nötig. So kommen zu seinem übervollen Kalender weitere Termine hinzu. „Mein Bruder hat mich schon oft gefragt, warum ich mir das immer noch antue. Mein Herz schlägt für die Landwirtschaft und ich mag Schafe. So einfach ist das“, sagt der 52-Jährige.
An die erste Begegnung mit den Tieren kann er sich noch gut erinnern. „Ich war damals vier, als mein Vater mich das erste Mal mit in den Stall nahm. Ich war sofort infiziert und dieser Virus, der lässt mich nicht los.“ Und genau das muss es wohl auch sein, was Dirk Römpage all die Arbeit mit den Tieren versüßt. Denn der Erlös sei minimal. „Wenn es sehr gut läuft, dann bekomme ich für ein Schaf im Höchstfall 60 Euro. Aber meistens sind es 45“, erzählt er. Abzüglich der Futterkosten, auch wenn er das Gros selbst anbaut, darf er den Zeitaufwand nicht rechnen. „Wegen des Geldes macht das niemand im Nebenerwerb. Ich will einfach nicht, dass die Menschen in ein paar Jahren diese Tiere nur noch auf Arche-Höfen zu sehen bekommen.“
Nur um Schaffleisch auf dem Teller zu haben, bräuchte er nicht so viele, ergänzt der Tierwirt. Immerhin gebe es nicht einmal Ostern bei ihm Lamm. Aber gern immer mal wieder über das Jahr verteilt, aber „nicht ständig“.
Quelle: www.svz.de